Bevor ich es vergesse

Das Lieblingsbuch des französischen Buchhandels - ausgezeichnet mit dem französischen Publikumspreis als »Bestes Buch des Jahres«. Eine warmherzige Vater-Tochter-Geschichte über das Abschiednehmen und den Versuch einer späten Versöhnung.

»Wunderschön.« Le Monde des livres

»Die Reusen einholen« - das wären die Worte ihres Vaters gewesen, denkt Anne, als sie im Krankenhaus von Poissy steht und mit ihrem Bruder die Habseligkeiten des Verstorbenen zusammenpackt. Während sie sich um die Formalitäten kümmert, die Beerdigung organisiert, das Elternhaus ausräumt, muss sie sich den widersprüchlichen Gefühlen stellen, die sie mit ihrem Vater verbindet. Diesem zwiespältigen und scheinbar unbezwingbaren Mann, der aus einfachen Verhältnissen kam, ein Autodidakt war, auf seine Art ein Punk, ein leidenschaftlicher Anhänger orientalischer Philosophien, aber auch ein Alkoholiker und gewalttätiger Mann, der seine Familie in einen ständigen »Bürgerkrieg« verwickelt hat. Erst als ein Brief von einer Jugendfreundin des Vaters eintrifft, beginnt sie zu verstehen, wie zerbrechlich sein Leben in Wahrheit war.

Der Tod gehört zum Leben, sagt man. Aber man lebt ja so, als würde der Tod einen nicht betreffen, man weicht so lange wie möglich aus… Und dann holt er einen ein, wenn die Eltern sterben. Was auch immer man für eine Beziehung hatte, das Innere wird erstmal ganz schön durchgeschüttelt. So viele Gefühle wirbelt es nach oben, genauso wie die Fragen, die man nicht gestellt hat und die Dinge, die man nicht gemacht hat. Aber es kommt auch die Erinnerung an die Dinge, die passiert sind und die jetzt wieder lebendig werden.

Vielleicht stimmt es, daß man dann erst wirklich erwachsen wird, wenn man sozusagen in vorderster Reihe steht. Und plötzlich ganz anders über das Leben denkt.

»Anne Pauly erzählt von einem Leben, das fortgeflogen ist wie ein Vogel« – so Nobelpreisträgerin Annie Ernaux. Anne Pauly erzählt diese Geschichte einfühlsam, aber auch durchaus mit sehr komischen Momenten und man kann mit ihr mitgehen, zwischen Verzweiflung, Zärtlichkeit und dem Gefühl, das kann ja alles gar nicht wahr sein.

Covergestaltung Printausgabe: buxdesign I Ruth Botzenhardt unter Verwendung eines Motivs von © Deborah Jane Barton / Bridgeman Images